Zwischen Kopf und Bauch
„Bauch sagt zu Kopf ja, doch Kopf sagt zu Bauch nein. Zwischen den beiden steh ich…“. Vielleicht kennst du diesen Song von Mark Forster und mit Sicherheit kennst du genau solche Momente im Leben. Dein Kopf versucht eine Situation zu analysieren, dir Pro und Contras aufzuführen, abzuwägen ob du dies oder das tun solltest oder nicht, während dein Bauch dir ein klares Zeichen geben möchte, du es aber aufgrund der lauten Gedanken nicht wahrnehmen kannst. Aktuell beschäftige ich mich sehr viel mit diesem Zusammenspiel meiner Intuition und meinem Verstand. Denn in meiner derzeitigen Lebenssituation kommt es ständig zu Veränderungen. Es kommen Entscheidungen auf mich zu, die ich dazu auch noch alleine fällen muss. Ständig schaltet sich mein Verstand ein und versucht mir dabei zu helfen die „richtige“ Entscheidung zu treffen. Wenn ich andere um Rat frage, können diese mir auch nur auf Verstandesebene helfen. Denn was ich fühle und was ich will, dass kann ich nur selbst spüren.
Ich glaube wir Menschen sind darauf trainiert worden alles zu durchdenken. Das ist für viele die beste und effektivste Art um etwas herauszufinden, Fehler und Nachteile abzuwägen und eine Entscheidung zu fällen. Dabei nimmt das Denken manchmal gar kein Ende mehr und sorgt dafür, dass wir in eine endlose Gedankenspirale rutschen. Häufig gepaart mit der Angst etwas übersehen zu haben, nicht an das oder das gedacht zu haben oder, dass es doch anders ist als man es für sich zu verstehen glaubt. Dadurch bekommen wir Migräne, können nicht gut einschlafen oder fühlen uns noch verlorener als zuvor. Wie schafft man es aber auf sein Bauchgefühl oder auf sein Herz zu hören. Häufig schreien die ganz laut „Ja los! Worauf wartest du?!“, aber der Kopf muss erst alles abwägen. Ich glaube nicht, dass man dieses Jubeln in sich gar nicht hört und wahrnimmt. Immerhin ist die Idee ja überhaupt in dein Leben gekommen, da du Lust darauf hast. Vielmehr unterdrückst du diesen Wunsch aus Angst, falscher Bescheidenheit oder um niemanden vor den Kopf zu stoßen der anderen Meinung sein könnte.
Gehen wir einmal konkreter in ein Beispiel aus meinem Leben das dir sicherlich auf eine Art und Weise bekannt vorkommt. Seit Anfang des Jahres existiert in mir die Idee nach Marokko zu einem Yogaretreat zu fliegen. Es handelt sich dabei um eine Woche in einem großen Haus mit anderen TeilnehmerInnen, die dort zusammen Yoga machen. An- und Abreise wird eigenständig organisiert und angeleitet wird das Ganze von zwei Yogalehrern aus Deutschland. Immer wieder sah ich die Werbung dazu und fühlte mich direkt angesprochen. Ich kenne sogar jemanden der dort war und davon schwärmt. Das Ambiente auf den Fotos wirkt traumhaft, die leitende Yogalehrerin kenne ich bereits und liebe ihre Art und der Zeitpunkt (alleinstehend) ist perfekt für diese Art von Reise. Mein Bauch/Herz sagten also laut „JA!“. Also begann ich mit der Recherche: Was kostet die Reise? Was kosten Flüge? Wie komme ich zu dem Haus in Marokko? Bekomme ich in dem Zeitraum Urlaub? Traue ich mich das alleine? Schwups, da war der Kopf an. Sicherlich ist das bei solch einer Planung auch absolut notwendig. Doch die letzte Frage bringt Bedenken, Sorge oder sogar Angst mit sich. Ich sprach mit meinen Eltern und hörte weitere Dinge über die man sich als Frau alleine in Marokko Gedanken machen sollte. Die Nachrichten und die Wirtschaftssituation spielten mit rein sowie Gedanken ob es mir das alles wert ist. Einige Monate vergingen, während denen ich aber immer wieder von der Reiseidee erzählte und der Wunsch nach Sonne im November bei mir immer größer wurde. Letzten Endes kam ich zu dem Entschluss: ICH bin es mir wert. Ich habe JETZT die beste Gelegenheit so eine ME-Time-Reise zu machen und ich lebe schließlich um Erfahrungen zu machen. Zudem ist diese Reise ja nicht einfach nur gut um Land und Leute kennenzulernen, sondern ich werde auch die großartige Chance erhalten zu wachsen. An Erfahrung des alleine Reisens als auch an der spirituellen, inneren Entwicklung. Seitdem ich die Entscheidung getroffen habe die Reise zu machen, fühlt es sich total stimmig in mir an. Vorfreude, Stolz und Dankbarkeit sind vorherrschende Gefühle, wenn ich in mich reinspüre und an die Zeit denke.
Meditation und Hypnose sind zwei Tools mit denen man Verbindung zu seiner inneren Stimme, dem Herzen, der Seele, der Intuition oder seinem Inner-Guide aufnehmen kann. Egal wie man es nennen will – Letztlich ist es das gleiche. Du stellst dir dabei Fragen wie: Was will ICH? Wonach ist MIR? Wofür schlägt MEIN Herz? Was will MEINE Seele erfahren? Was ist für MICH das Richtige? Erkennst du das Muster? Es geht um DICH. Viel zu oft machen wir uns Gedanken was andere darüber denken. Wie es für andere wohl ist, wenn du es so machst wie du es willst. Selbstverständlich ist man nicht immer in der Luxussituation wie ich, dass man ohne Absprachen mit anderen einfach entscheiden kann, doch ich weiß es ist enorm wichtig sich selbst im sozialen Zusammenleben nicht zu vergessen. Du bist weiterhin ein eigenständiger Mensch mit Bedürfnissen, Interessen und Wünschen. Manchmal gibt es vielleicht Ideen in dir, die niemand mit dir teilt oder versteht, denen du deshalb nicht nachgehst. Glaube mir, die Menschen die dich wirklich lieben und dich in deinem Sosein respektieren, die würden dir niemals im Weg stehen, sondern dich unterstützen. Wir dürfen uns also trauen solche Wünsche auch mal anzusprechen, um dann Wege zu finden, wie dieses Bedürfnis in dir gestillt werden kann.
Vielleicht ist dir noch nicht ganz klar, wie du denn nun dein Bauchgefühl wahrnehmen kannst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es häufig das aller erste Gefühl oder der erste Gedanke ist, der sich dir offenbart sobald sich etwas Neues in deinem Leben auftut. Du siehst etwas und denkst dir „Wow, wie cool“ oder du wirst zu etwas eingeladen und denkst „Ja, richtig toll“. Doch dann kommt dein Kopf und du hinterfragst es, rechnet durch was es kostet, klärst es mit anderen ab und redet es dir nach und nach wieder aus oder du verschiebst es auf ein anderes Mal. Dieses erste „WOW“- oder „JA“-Gefühl ist aber das was zählt. Man könnte hier auch vom inneren Kind sprechen, dass es kaum glauben kann und sich darauf freut was zu erleben, was ihm Spaß macht. Häufig ploppen solche Ideen mitten am Tag wiederkehrend in deinem Kopf auf, du wirst auf irgendeine Weise immer wieder darauf hingestoßen oder träumst in der Nacht davon. All das sind Anzeichen, dass es dir wichtig ist und vielleicht genau jetzt in dein Leben kommen soll. Ich habe dir ja schon oft erzählt, dass ich daran glaube das nichts umsonst passiert, sondern alles so sein soll wie es kommt und du es tatsächlich bereits selbst mit deiner Herzenergie angezogen hast.
Ich hoffe dir ist klar, dass es dabei nicht nur um Reisepläne geht, sondern auch um Lebens-, Beziehungs- und Kaufentscheidungen. Es geht manchmal aber auch einfach um ganz kleine Entscheidungen im Alltag. Möchtest du jetzt erst mal eine Runde raus Spazieren gehen und die Sonne genießen oder erst den Haushalt erledigen? Ich spreche dabei gerne von Impulswahrnehmung. Ein in sich Hineinspüren in dem man kurz innehält und bei sich eincheckt. Wonach ist mir gerade? Im Urlaub oder an freien Tagen geht das besonders gut. Dann wenn es keine Verpflichtungen und Termine gibt. Ich beginne meinen Tag dann gerne mit einer kleinen Achtsamkeits- oder Atemübung um zu spüren wie es mir überhaupt geht. Spüre ich Hunger folge ich dem Impuls und stelle mir die Frage auf was ich Lust habe. Dann gehe ich dem Impuls nach. Spüre ich Harndrang, werde ich wohl erst mal ins Badezimmer gehen. Spüre ich noch eine Müdigkeit, drehe ich mich vielleicht nochmal um. Viel zu oft laufen unsere Tage in einem programmierten routinierten Ablauf immer und immer wieder gleich ab. Dabei tun wir oft sogar Dinge wonach uns gerade gar nicht ist, die aber jetzt an der Reihe sind. Ich kann jedem nur raten sich mal einen Tag oder einen freien Nachmittag bewusst für diese Art der Tagesplanung zu entscheiden. Durch das hineinspüren worauf ich Lust habe und was ich gerade brauche, habe ich hier im Urlaub entschieden ob ich unter Menschen gehen mag, alleine in der Wohnung bleibe, Essen gehe oder selbst koche, mir ein Ticket für die Oper kaufe oder nicht. Mich selbst und meine Bedürfnisse auf diese Art nicht nur wahrzunehmen und zu sehen, sondern auch zu erlauben gibt mir ein wunderbares Gefühl von Liebe und Wertschätzung für mich selbst. Es schenkt mir am Abend das Gefühl einen grandiosen Tag gehabt zu haben, weil ich erfüllt bin von genau den Eindrücken, die ich heute gebraucht habe. Um dir dieses Vorgehen noch deutlicher zu machen und dir zu beweisen das es richtig und wertvoll ist, bitte ich dich mal an ein Kind zu denken. Kinder treffen Entscheidungen immer impulsiv. Sie denken nicht lange darüber nach, sondern machen was sie gerade machen wollen. Sie leben viel mehr im Moment und in einer fokussierten Aufmerksamkeit. Nicht umsonst sagt man immer: Wir können uns so einiges von Kindern abschauen.