Umgang mit Emotionen

 

Weißt du eigentlich immer was du fühlst? Kannst du deine Emotionen erkennen und sie benennen? Wie gehst du mit unangenehmen Emotionen um?

Emotionen sind innere Reaktionen auf Erlebnisse, Gedanken oder Erinnerungen – sie zeigen uns, was uns wichtig ist. Sie äußern sich körperlich (z. B. Herzklopfen), psychisch (z. B. Angst, Freude) und oft auch durch unser Verhalten (z. B. Rückzug, Nähe suchen). Auch wenn sie sich nicht immer angenehm anfühlen, gibt es meiner Meinung nach keine Unterscheidung in gute und schlechte Emotionen. Viel mehr sind sie Wegweiser unserer Seele. Sie helfen uns, uns selbst zu erkennen (Was berührt mich?), Verbindungen zu anderen zu schaffen (z. B. durch Mitgefühl), Grenzen zu setzen und Bedürfnisse zu spüren oder zu wachsen, wenn wir sie bewusst durchleben, statt sie zu vermeiden. Emotionen sind kein Hindernis – sie sind Lehrer, innerer Kompass und Teil unserer menschlichen Erfahrung auf Erden.

Ich kann direkt vorwegnehmen: Selbst, wenn du in der Theorie durch deine Ausbildung fachlich betrachtet so einiges darüber weist, grundsätzlich eine wertvolle Einstellung gegenüber deinen Emotionen hast und beruflich sogar anderen beibringst was es darüber zu wissen gibt, heißt das noch lange nicht, dass du auch immer selbst richtig mit ihnen umgehen kannst. Genau darum soll es heute gehen. Ich nehme dich in meinem ganz persönlichen Dilemma mit meiner Wut mit und gebe dir im Anschluss einige Tipps für deinen Umgang mit deinen Emotionen.

In letzter Zeit häufen sich Momente in denen ich förmlich erstarre und nicht weiß, wie ich mit meinem Gefühl, das ich in dem Moment spüre umgehen soll. Es sind meist ganz kleine Trigger und rein kognitiv betrachtet gar nichts schlimmes. Meist Worte oder Taten anderer, die bei mir dazu führen, dass ich mich klein, nicht genug, dumm, falsch und ungeliebt fühle. Es geht um Kritik an meinem Handeln/ meinen Worten, wenn ich genau weiß, dass der andere Recht damit hat. Wenn ich zum Beispiel mal wieder unachtsam war und schneller geredet habe als vorher darüber nachgedacht zu haben. Es ärgert mich in dem Moment sofort selbst. Doch statt mich einfach dafür zu entschuldigen und das Gefühl von „Ich bin falsch“ gleich weiterzuleiten, verfalle ich förmlich in eine starre Sturheit. Der andere ist dann der Böse, ich suche Abstand und bestrafe ihn (oder eher mich) mit Ignoranz. Während ich das schreibe, denke ich direkt welch kindisches Verhalten das ist. Und womöglich ist das der Punkt. Mein inneres Kind fühlt sich angegriffen und hat Angst vor Ablehnung. Denn mal ehrlich. Eigentlich wollen wir alle nur Bindung, Nähe und Liebe spüren. Mein erwachsenes Ich weis genau, dass es keinen Grund zur Sorge gibt und ich reflektiert annehmen kann, was mir gesagt wurde, um beim nächsten Mal darauf achten zu können. Ich kann das mittlerweile sogar in dieser Situation genau so verbalisieren, jedoch bin ich nicht in der Lage sofort wieder in Beziehung zu gehen und brauche Abstand und Zeit zum „Schmollen“. Das Gefühl macht es mir unglaublich schwer, ich ärgere mich darüber, dass es da ist und lehne es förmlich ab. Es entwickelt sich eine Art Wut in mir, gegen mich und die Situation, habe aber nie gelernt Wut auszuleben. Das Gefühl oder gar mich jetzt abzulehnen ist das Schlechteste was ich tun kann. Vielmehr darf ich es annehmen in dem ich lerne bewusster wahrzunehmen, dass das Gefühl da ist, es benennen zu können und mich von der Emotion abzugrenzen. Denn unsere Emotionen sind nicht wir. Sie sind Wegweiser, Ratgeber und Freunde. Ich darf lernen hinzuhören, was sie mir sagen wollen. Und mich fragen, welches Bedürfnis in mir in diesen Momenten nicht befriedigt ist? Was brauche ich eigentlich? Und das ist sicher nicht der Abstand durch meine bockige Art.

Um dieses Dilemma und ähnliche Konfrontationen mit meinen Emotionen noch bewusster, reifer und reflektierter anzugehen, habe ich mich zur Yinreise mit der lieben Hannah entschieden. Bereits in Marokko, als auch auf ihren Frauenretreats, habe ich einiges von ihr lernen dürfen. Dieses Mal erhoffe ich mir einiges in Sachen Emotionen und Wut für mich mitnehmen zu können. Ich werde euch in der nächsten Post von Claudi sicher davon berichten. Im Moment der Emotion selbst ist mein Freund mir aber eine enorme Stütze. Er ist ein Spiegel für mich aber auch ein Hafen in dem ich jederzeit willkommen bin. Er nimmt mich an wie ich bin. Mit all meinen Emotionen und Eigenarten. Wir können offen und reflektiert über unsere Gedanken und Ängste sprechen und dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Es ist so wertvoll, wenn es in einer Beziehung möglich ist miteinander zu wachsen und ich wünsche es jedem, ebenfalls so ein Geschenk in seinem Leben zu haben.

Ich möchte dir an dieser Stelle noch kurz und knapp ein paar zusätzliche Anregungen geben, die dir im Umgang mit deinen Emotionen helfen könnten:

  • Emotionen willkommen heißen, statt sie zu verdrängen.
  • Gefühle benennen: „Ich fühle Traurigkeit / Wut / Angst …“
  • Regelmäßig Emotionen notieren: Was fühlst du, wann, warum?
  • Bedürfnisse erkennen und versorgen lernen.
  • Fertigkeiten lernen, um Gefühle auszuhalten, ohne sie zu unterdrücken.
  • In Meditation oder Achtsamkeit: Emotionen beobachten, ohne sie zu bewerten. „Ich bin nicht meine Gefühle – ich habe
  • Gefühle als vorübergehende Phänomene sehen.
  • Selbstmitgefühl entwickeln (z. B. durch Metta-Meditation).
  • Auch schwierige Emotionen mit Güte betrachten.
  • Emotionen als „Wegweiser der Seele“ verstehen: Was hatte bisher keinen Raum gefühlt zu werden? Was will heilen?
  • Gegebenenfalls Spiegelung, Validation und Co-Regulation durch einen Therapeuten.

Interessanterweise manifestieren sich Emotionen oft im Körper. Daher sind Methoden wie Progressive Muskelentspannung, Atemübungen, Somatic Experiencing, Ecstatic Dance, Körperarbeit, intutitves Bewegen, Yoga oder Breathwork sehr effektiv, um an tiefsitzende und möglicherweise blockierte Emotionen heran zu kommen. In meinen SoulsDays versuche ich immer wieder einen sicheren Raum dafür zu schaffen. Am 28.6. wird es durch Breathwork, intuitives Bewegung und durch meine geführte Meditation besonders um diese Themen gehen.

Ich wünsche dir einen liebevollen und achtsamen Umgang mit dir und deinen Emotionen. Wenn du dabei Unterstützung brauchst, weist du wie du mich erreichst.